Eröffnung: 16. September 2025 um 18:00 Uhr
Ort: Edel Extra, Müllnerstraße 22, 90429 Nürnberg
Laufzeit: 17.–21. September 2025
Täglich geöffnet: 17–20 Uhr
Künstler*innen: Alfred Ullrich (DE), Lidija Mirković (DE), Monika Kováčová (CZ), Nihad Nino Pušija (DE), Romane Khale Panthera (CZ), ARA ART & Divadlo Husa na provázku (CZ)
„Die Zeugnisse der Überlebenden des Roma-Holocausts hallen in der Roma-Kunst als Ausdruck einer stillen Erinnerung wider, die nach Erforschung und Versöhnung ruft.“¹
— Norica Costache
Die Ausstellung LEPERIBEN: WIR VERGESSEN NICHT ist ein kulturelles und politisches Zeichen, das sich dem Gedenken an die Roma-Opfer des Nationalsozialismus verpflichtet und zugleich die fortdauernde historische Amnesie thematisiert, die ihr Leiden umgibt. Gezeigt werden Arbeiten sowohl einzelner Künstler*innen als auch interdisziplinärer Kollektive, die mittels visueller Kunst Erinnerung Widerstand und kulturelle Kontinuität artikulieren.
Zu sehen sind Werke dreier bedeutender deutscher Roma-Künstler*innen – Lidija Mirković, Alfred Ullrich und Nihad Nino Pušija –, die die Geschichte der Roma-Kunst maßgeblich geprägt haben, u. a. durch ihre Teilnahme am ersten Roma-Pavillon der Biennale von Venedig 2007 (Lost Paradise, Kuratorin: Timea Junghaus). Die Ausstellung geht über reine Erinnerung hinaus und verbindet in einem interdisziplinären Ansatz Kunst und Aktivismus. Eingebunden sind aktuelle Arbeiten der tschechischen Kollektive Romane Khale Panthera und ARA ART in Zusammenarbeit mit Divadlo Husa na provázku, die die Roma-Erfahrung aus der Perspektive gegenwärtiger Emanzipationsstrategien beleuchten. Die slowakische Künstlerin Monika Kováčová erforscht in ihren Metallarbeiten Identität, Erinnerung und Mythologie – sowohl im universellen als auch im Roma-Kontext.
Jedes ausgestellte Werk bietet eine eigene Annäherung an kollektives Trauma und fungiert zugleich als Akt visuellen Widerstands gegen das Vergessen. Die Ausstellung verstärkt Stimmen, die historisch marginalisiert wurden, und eröffnet dem Publikum die Möglichkeit, Roma-Erinnerung aus der Perspektive der Roma-Kunst selbst zu erfahren – mit einem Schwerpunkt auf Würde, Kontinuität und kultureller Souveränität.
In seiner Performance „Perlen vor die Säue werfen“ (2000) macht Alfred Ullrich symbolisch auf die Entweihung des Gedenkens an die Opfer in Lety u Písku aufmerksam, indem er die Perlen seiner Schwester auf dem Gelände des ehemaligen Lagers verstreut. Das Kollektiv Romane Khale Panthera interveniert im Video „Das fröhliche Ferkel aus Lety“ (2016) ironisch im öffentlichen Raum durch eine Guerilla-Aktion mit Etiketten für Schweinefleisch und kritisiert damit die fortgesetzte Existenz einer Schweinefarm am Ort des Roma-Holocaust-Mahnmals. In ihrem Video „Z-10889“ (2018) reflektiert Lidija Mirković performativ und existenziell transgenerationales Trauma, Rassismus und die persönliche Entscheidung, sich mit einer Auschwitz-Nummer tätowieren zu lassen. Monika Kováčová untersucht in ihren Metallobjekten die Last des historischen Erbes. Im foto-dokumentarischen Projekt „In Memoriam: Nadir Dedić“ (2023) präsentiert Nihad Nino Pušija das Porträt eines Überlebenden des Lagers Jasenovac als lebendiges Zeugnis und Erinnerung an das historische Gedächtnis der Roma. ARA ART und Divadlo Husa na provázku machen in einer gemeinsamen Videoarbeit (2020) die Abwesenheit von Roma-Repräsentation in kulturellen und politischen Institutionen kritisch sichtbar und formulieren ein visuelles Manifest der Gleichheit – einen emanzipatorischen Appell.
Die Ausstellung zeigt generationenübergreifende Perspektiven von Roma-Künstler*innen auf die Bearbeitung des transgenerationalen Traumas des Holocausts durch zeitgenössische visuelle Kunst. Die gezeigten Werke sind kraftvolle visuelle Bestätigungen dafür, dass Erinnerung aktiv, kritisch und selbstbestimmt sein kann – zugleich ein Werkzeug des Widerstands und ein Katalysator kollektiver Emanzipation.
Kuratorin: Tamara Moyzes












